Geschichte der SVS
Die SVS – die Sozialversicherung der Selbständigen – wurde am 01.01.2020 gegründet. Sie kümmert sich seitdem um die Gesundheits-, Unfall- und Pensionsversicherung aller Gewerbetreibenden, Bauern und Neuen Selbständigen in Österreich. Entstanden ist die SVS per Gesetz aus den beiden Sozialversicherungsträgern SVA (Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft) und SVB (Sozialversicherung der Bauern).
Man kann und will es sich heute kaum vorstellen: Aber es ist noch nicht allzu lange her, da gab es Zeiten ohne umfassenden Pensions-, Gesundheits- oder Unfallversicherungsschutz.
Der Weg zum Gesundheits-, Unfall- und Pensions-Netz
Betrachtet man die Situation der Selbständigen, gab es im 18. Jahrhundert erst vereinzelt bestimmte Zünfte, die im Notfall für ihre Mitglieder oder ihre Hinterbliebenen gesorgt haben – überliefert sind z.B. eine Witwenkasse der bürgerlichen Gold- und Silberarbeiter oder sogenannte „Innungsläden“ der Handwerker, die Mitglieder im Krankenfall unterstützten. Naturgemäß kam der Wunsch nach einem Sicherheitsschirm für alle in den vergangenen Jahrhunderten verstärkt in Wellen der Not auf: Nach der Revolution 1848 beispielsweise, aber auch weil aufgrund der Industrialisierung bestimmte Zünfte plötzlich durch Maschinen ersetzt wurden und dadurch verarmten, wie z.B. Spinner, Weber oder Müller. Unterstützungsvereine wurden vermehrt gegründet, und die christlich-soziale Bewegung sowie soziales Gedankengut gewannen gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen immer höheren Stellenwert. Es entstanden zunehmend Meisterkrankenkassen, beispielsweise für Buchbinder, Maschinenbauer, Friseure, Gastwirte oder Zimmermaler – oder auch Kranken- und Altersunterstützungsinstitute, wie z.B. das der Seidenzeug-, Samt- und Dünntuchmacher in Wien.
Rund um die Weltkriege des 20. Jahrhunderts wurde der Ruf nach umfassendem sozialem Schutz lauter
Lange und oft wurde über die Jahrhunderte diskutiert, ob und wie den Selbständigen und deren Familien in der damaligen österreichisch-ungarischen Monarchie und danach in der österreichischen Republik umfassend bei Alter, Krankheit, Unfall oder Erwerbsunfähigkeit Schutz geboten werden kann. Rund um die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert wurde der Ruf danach endlich laut genug. So entstanden beispielsweise bundeslandweite Meisterkrankenkassen, die insbesondere während und nach dem zweiten Weltkrieg enormen Zulauf an Versicherten verzeichneten. Für Bauern wurde Ende der 1920er Jahre eine soziale Absicherung bei Arbeitsunfällen ins Leben gerufen. In den 50er Jahren gründete die Interessensvertretung der Gewerbetreibenden einen Handelskammer-Altersunterstützungsfonds für Überlebende und Hinterbliebene des zweiten Weltkrieges, der ihre größte Not linderte. Darauf aufgebaut wurde 1958 die Altersversorgung für alle Gewerbetreibende – und die Pensionsversicherung der gewerblichen Wirtschaft wurde gegründet. In diesem Jahr fiel auch der Startschuss für eine erste Bauernrente für Landwirte im Alter, bei Erwerbsunfähigkeit und Tod, die anschließend in den 60er und 70er Jahren zu einer vollwertigen Pension ausgebaut wurde. In dieser Zeit kam auch eine eigene Gesundheitsversicherung für Bauern hinzu.
SVA und SVB wurden 1974 gegründet: Gesundheits- und Pensionsleistungen wurden österreichweit zusammengefasst
Um der Pensions- und Gesundheitsversicherungslandschaft eine österreichweit einheitliche Struktur zu geben und Gesundheits- als auch Pensionsleistungen zu vereinen, wurde 1974 sowohl die Sozialversicherung der Bauern als auch die Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft gegründet: Auf der einen Seite wurden die Bauernkrankenkasse, die Land- und Forstwirtschaftliche Sozialversicherungsanstalt und die Pensionsversicherungsanstalt der Bauern zu einem Versicherungsträger vereint – auf der anderen Seite haben sich alle Krankenversicherungen der Gewerbetreibenden mit der Pensionsversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft zusammengeschlossen. Hatten in der SVB schon zu Beginn alle Bauern Gesundheitsschutz, war dies noch lange nicht für alle anderen Selbständigen Österreichs selbstverständlich: Erst 1977 wurde der Krankenschutz auf alle Mitglieder der Kammern der gewerblichen Wirtschaft sowie auf alle Gewerbepensionisten ausgedehnt, und erst rund um den Jahrtausendwechsel kamen auch noch alle bisher noch nicht pflichtversicherten selbständig Erwerbstätigen unter das Dach der SVA – und damit zu umfassenden Sozialversicherungsleistungen.
Ausbau der Sozialversicherungsleistungen
Die Sozialversicherungsleistungen für Selbständige wurden in den vergangenen Jahrzehnten Stück für Stück ausgebaut und damit der SVA und der SVB per Gesetz zahlreiche weitere Aufgaben übertragen: beispielsweise die Rehabilitation, das siebenstufige Pflegegeld, die Selbständigenvorsorge, die freiwillige Arbeitslosenversicherung, die Betriebshilfe, das Wochengeld und das Kinderbetreuungsgeld oder zahlreiche Gesundheitsförderungsmaßnahmen.
Was heute für die Selbständigen Österreichs ganz selbstverständlich und gar nicht mehr wegzudenken ist, haben unsere Vorfahren in den vergangenen Jahrhunderten Stück für Stück aufgebaut. Heute ist gottseidank undenkbar, dass man einen Arzt nur in Notfällen beizieht und dann gänzlich selbst bezahlen muss – oder im Alter auf das Einkommen seiner Kinder angewiesen ist. Gemeinsam sorgt die Versichertengemeinschaft der SVS heute dafür, dass alle Selbständigen gesünder leben, arbeiten und eine sichere Pension genießen können.